Die Geschichte der Chartreux

Chartreux von 1756

Bereits im späten Mittelalter ist der Name Chartreux für eine blaugraue französische Katze dokumentiert ("Dictionaire universel de Commerce", 1723). Ursprünglich ist diese Katze vielleicht aus Kreuzzügen mitgebracht worden. Die Fellstruktur lässt Vermutungen zu, dass die Vorfahren aus Syrien oder aus dem Felsgebirge zwischen Türkei und Iran stammen könnten. Der Name hat nichts damit zu tun, dass vielleicht Mönche diese Katze Chartreux von 1756gezüchtet haben. Der Orden der Kartäuser hat bestätigt, dass die Mönche sich niemals mit der Zucht von Katzen beschäftigt haben.

Eher wahrscheinlich ist die Vermutung, dass diese Katzenrasse nach einer Wolle benannt wurden, die blaugrau war und aus Spanien importiert wurde, auch um Mönchskutten daraus zu weben. Die Chartreux soll vorwiegend in der Gegend von Paris vorgekommen sein, angeblich sehr beliebt bei Metzgern und Kürschnern, wegen ihrer ausgeprägten Muskelmasse und ihrem Doppelfell aus langen und kurzen Haaren.

Mignonne de Guerveur

Die moderne, heutige Chartreux wurde neu gezüchtet seit 1925 durch die Geschwister Léger auf der Insel Belle-Ile in Frankreich. Sie fanden dort eine respektable Basis an wildlebenden grauen Katzen. Als Vorbild für ihre Zucht "de Guerveur" dienten Ihnen Beschreibungen und Bilder der ursprünglichen Chartreux. Belohnung für ihre Anstrengungen war die Kür ihrer Katze "Mignonne de Guerveur" zur schönsten Katze der Ausstellung des Pariser Cat-Club im Jahre 1933.

Die Chartreux-Züchter hatten nach dem 2. Weltkrieg, ebenso wie die Züchter der Rasse Britisch-Kurzhaar, grosse Probleme mit der reduzierten Anzahl an Zuchttieren und dem deshalb gestiegenen Inzucht-Faktor. Zur Auffrischung der Zuchtbasis kreuzten viele Züchter ihre Katzen mit BKH-Deckkatern. Einige versuchten sich auch mit Perser-Genen aus der misslichen Lage zu befreien. Die beiden Rassen Chatreux und Britisch Kurzhaar wurden einander immer ähnlicher. Der Katzen-Weltverband FIFe führte die beiden Rassen schliesslich 1970 zusammen, weil ein Unterschied kaum noch festzustellen war. Diese gemeinsame Ausstellungsklasse hatte international den Namen "British Shorthair", die blauen Katzen dieser gemeinsamen Rasse wurden in Deutschland aber als "Kartäuser" geführt.

Icare de Guerveur

Um die Rasse Chartreux zu retten und in ihrer bisherigen Form weiterzuzüchten, gründeten die beiden französischen Züchter Simmonet (Cattery Vaumichon) und Jaquemin (Cattery Lilas Bleus) in Paris den Verein "Club de Chat des Chartreux". Zusammen mit den Züchterkollegen, die ihre Katzen vor der Vermischung mit anderen Rassen bewahrt hatten kämpften sie nun um eine Revidierung der Entscheidung der FIFe. Besonders dem Einsatz und unbeugsamen Kampfeswillen von Herrn Simmonet ist es zu verdanken, dass die Rasse "Chartreux" seit 1977 wieder eigenständig ist.

Die offizielle Rassebezeichnungen der seither getrennt bewerteten Rassen sind "Chartreux" (CHA) und "Britisch Kurzhaar" (BKH oder engl. BRI). Seit 1991 ist es den Mitgliedern im 1. DEKZV (grösster deutsche Katzenverband) nicht mehr erlaubt, ihre blauen BKH als Kartäuser zu bezeichnen. Aber viele BKH-Züchter der anderen Vereine bieten weiterhin ihre blauen Katze als Kartäuser an. Sie versprechen sich davon bessere Verkaufszahlen für ihre Kitten und einen höheren Preis. Billigend wird die Täuschung der Kundschaft in Kauf genommen. Das geht sogar bis zu der Behauptung, die Rasse Chartreux würde nur noch im europäischen Ausland gezüchtet oder sei sogar ausgestorben. Dem Katzenliebhaber, der mit ungeübtem Blick die beiden Rassen noch nicht unterscheiden kann, werden "Kartäuser in allen Farben" angeboten.

Zur Zeit (2015) gibt es in Deutschland mehr als 100 Zuchtkatzen und mehrere hundert Liebhaberkatzen der Rasse Chartreux. Und es werden immer mehr.

Die Geschichte der Britisch Kurzhaar

Crystal Palace

Die BKH (englisch: British Shorthair) wurde seit 1865 in Grossbritannien gezüchtet. Sie wurde bereits auf der weltweit ersten Katzenausstellung 1871 im Crystal Palace in London gezeigt. Basis für diese historische BKH waren die Strassenkatzen Englands. In der Meinung einiger BKH-Züchter haben wir es mit der ältesten gezüchteten Katzenrasse überhaupt zu tun, denn sie beginnen in ihrer Historie bei den Römern, die vor 2000 Jahren Katzen nach England gebracht haben, um ihre Getreidevorräte zu schützen. Durch die isolierte Insel-Lage Englands sei das Erbgut dieser domestizierten römischen Hauskatzen bewahrt worden und die Basis der BKH-Zucht gewesen.

BKH 1871

Mit der Jahrhundertwende 1900 änderte sich der Geschmack der Katzenliebhaber in Grossbritanien. Sie wollten nun lieber exotische Perser- und Siamkatzen. Bei den BKH-Züchtern gab man dem Kundenwunsch nach und produzierte nur noch eine Farbvariante, die weiterhin gefragt blieb: BLAU. Deshalb wurde die Rasse dann nur noch "British Blue" genannt.

Nach dem 2.Weltkrieg waren die Bestände an Zuchtkatzen dramatisch reduziert. Ein Mangel an Linienvielfalt führte zu inzuchtbedingten Fehlern. Die Rasse BKH war vom Aussterben bedroht. Deshalb entschlossen sich die BKH-Züchter zur Einkreuzung von Perserkatzen und bekamen dadurch auch wieder viele Farben und Zeichnungen. Die Farbe der Augen wurde ebenfalls verstärkt und tendiert seither in Richtung kupfer-orange. Die Züchter der blauen BKH gingen noch einen Schritt weiter. Um die Fellfarbe zu verbessern, deckten sie Ihre Katzen bei den Chartreux-Züchtern in Frankreich und Belgien. Diese Zusammenarbeit nutzen aber auch die vom Krieg ebenfalls stark betroffenen französischen Züchter. Im Gegenzug erhielten Sie das Recht, ihre Chartreux von den blauen Katern der BKH-Züchtern decken zu lassen.

Es kam, was vorhersehbar war. Die beiden, bisher eigenständigen, Rassen wurden sich innerhalb der Farbvarietät Blau immer ähnlicher. Einigen BKH-Züchtern gelang es auf Ausstellungen in Frankreich, dem Heimatland der Chartreux, ihre blauen BKH als CHA anzumelden und dabei sogar Preise einzufahren. Daraufhin legte der Katzen-Weltverband FIFe im Jahr 1970 die beiden Rassen zusammen zu einer einzigen Ausstellungsklasse "Britisch Kurzhaar". Die Benamung auf deutschen Ausstellungen lautete für die blauen Tiere "Kartäuser".

Aufgrund des Kampfs einiger übriggebliebenen französischen Puristen der Rasse Chartreux gelang es 1977, dass die FIFe ihre Entscheidung revidiert hat. Seither sind beide Rassen wieder getrennt. Die offizielle Rassebezeichnungen sind "Chartreux" (CHA) und "Britisch Kurzhaar" (BKH oder engl. BRI). Seit 1991 ist es den Mitgliedern im 1. DEKZV (grösster deutsche Katzenverband) nicht mehr erlaubt, ihre blauen BKH als Kartäuser anzubieten. Aber kaum einer hält sich an dieses Verbot. Das ist die Ursache für viel Verwirrung bei den Katzenliebhabern, deren ungeübter Blick die beiden Rassen kaum unterscheiden kann.
 
Seit 1950 ist die Rasse Britisch Kurzhaar auch in Deutschland stark verbreitet.